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#MiSA Report: Lokale Demokratie – Grundlagen und Handlungsfelder für die Soziale Arbeit
Die Studierenden des Kooperationsmaster in Sozialer Arbeit beschäftigten sich in der Themenwoche vom 4. bis 8. Juli 2022 mit dem Thema der lokalen Demokratie im Kontext der Sozialen Arbeit. Die zentrale Frage des Wahlmoduls lautete: Was ist die Rolle und das Handlungsverständnis der Sozialen Arbeit bei der professionellen Einflussnahme auf demokratische Prozesse?
Die Studierenden des Kooperationsmaster in Sozialer Arbeit beschäftigten sich in der Themenwoche vom 4. bis 8. Juli 2022 mit dem Thema der lokalen Demokratie im Kontext der Sozialen Arbeit, die von Ivica Petrušic und Stephanie Weiss verantwortet wurde. Die zentrale Frage des Wahlmoduls lautete: "Was ist die Rolle und das Handlungsverständnis der Sozialen Arbeit bei der professionellen Einflussnahme auf demokratische Prozesse?"
Ausgangsüberlegung war der Demokratiebegriff, der im aktuellen wissenschaftlichen und anwendungsorientierten Diskurs, insbesondere in der Sozialen Arbeit, eine erhöhte Aufmerksamkeit erfährt (Röh & Kötting 2019; Gesemann & Riede 2019, Oehler 2018). Die Frage nach dem sozialen Zusammenhalt und die Frage nach Teilhabechancen vielfältiger Gruppen ist aktueller denn je, auch und gerade im Kontext von Demokratie auf der kommunalen, politischen und lebensweltlichen Ebene.Die Idee war es, sich dem Begriff der «Lokalen Demokratie» aus verschiedenen Perspektiven der Sozialen Arbeit, aus der Politikwissenschaft, den Sozial- und Kulturwissenschaften und der Sozialplanung gemeinsam anzunähern, um Transfers fürs Professionsverständnis und die eigene Praxis zu gewinnen.
In fünf Tagen erarbeiteten die Studierenden neue Handlungsfelder und Methoden der Partizipation. Um den Praxisbezug herzustellen, reichten die Studierenden im Vorfeld partizipative Vorhaben und Ideen ein. Während der Modulwoche entwickelten sie dann konkrete Partizipationskonzepte, die als Grundlage für die Anwendung in den verschiedenen Bereichen der Sozialpädagogik, Soziokultur und Sozialen Arbeit dienen.
«Lokale Demokratie» als exploratives Thema und Handlungsfeld
In verschiedenen Lernsettings wurden Inputs vermittelt, die auf unterschiedliche Facetten, Qualitäten und Gestaltungsfragen partizipativer Prozesse und Handlungsverständnisse abzielten. Einen reflexiven Perspektivwechsel zum eigenen Standpunkt und zur (De-)Konstruktion von sozialer Wirklichkeit für Professionelle der Sozialen Arbeit unternahm Rebekka Ehret und sie regte die Studierenden an, ihr eigenes Verständnis von Demokratie und Partizipation kritisch zu reflektieren.
Mit der Vorstellung einer planungsbezogenen Sozialen Arbeit (Stephanie Weiss), die an räumlichen Entwicklungsprozessen gleichwertig als professionelle Akteurin beteiligt ist, schloss sich eine wichtige Diskussion an: Welchen Auftrag hat die Soziale Arbeit in der Planung von Städten und Quartieren? Besitzt sie dabei per se eine politische Rolle? Knüpft diese politische Rolle an das Verständnis von Gemeinwesenarbeit und Soziokultur an?
Herzstück der Modulwoche bildete der Besuch im Zentrum für Demokratie ZDA in Aarau. Monika Waldis (Direktorin des ZDA) und Andri Heimann (wissenschaftlicher Mitarbeiter) gaben Inputs und Diskussionsgrundlagen zur deliberativen Demokratie, die in Gruppendiskussionen direkt angewandt wurden. Was ist der Unterschied zwischen Konsens und Kompromiss? Was sind demokratische Werte und wie vertrete ich sie? Im Anschluss begab sich die Gruppe auf die Spuren der ersten helvetischen Republik durch eine historische Führung in Aarau und lernte parallel dazu die Arbeit des «Campus für Demokratie» kennen, der nationalen Plattform und des Netzwerks zur Förderung von politischer Bildung und Partizipation.
Während eines Online-Meetings thematisierte der Politikwissenschaftler Nenad Stojanovic Wahldiskriminierungen in der Schweiz. In seinem Vortrag stellte er die Frage “Wählen oder Auslosen?” im Hinblick auf die Möglichkeiten der politischen Teilhabe von Menschen, die aufgrund ihres Namens oder ihrer Herkunft bei Wahlen diskriminiert werden.
Isabelle Odermatt stellte den Masterstudierenden im Anschluss Online- und Offline-Partizipationsmethoden vor, die – auch resultierend aus ihren eigenen didaktischen Erfahrungen während der Corona-Pandemie – in einem sinnvollen Verhältnis zueinander eingesetzt werden müssen und was es für die Konzeption von partizipativen Prozessen mit unterschiedlichen Anspruchsgruppen in der Anwendung zu bedenken gilt.
Präsentation der Partizipationskonzepte und Reflexion für die eigene Praxis
Entstanden sind am Ende der Modulwoche sechs Partizipationskonzepte aus unterschiedlichen Bereichen: Von der Partizipation der Bewohner*innen in sozialpädagogischen Einrichtungen über die Quartierarbeit bis hin zur Integration in der Sozialhilfe. Aus Sicht der Modulverantwortlichen stellten die Konzepte keine Übung dar, sondern die Teilnehmenden konnten ihr eigenes Professions- und Prozesswissen in die Konzepte einbringen und gleichzeitig Übertragbarkeiten zu ihren bestehenden Aufgabenbereichen herstellen, was den Studierenden hervorragend gelungen ist.
Der zweite, individuelle Leistungsnachweis bestand aus einem kurzen schriftlichen Text, der den Studierenden die Möglichkeit gab, die eigenen Lernprozesse und Erkenntnisse aus der Modulwoche fachlich, theoretisch und methodisch zu reflektieren und den Transfer in die eigene Praxis herzuleiten.
Herzlicher Dank an alle Beteiligten und vor allem an die Masterstudierenden für das grossartige Engagement in der Themenwoche und die daraus entstandenen Partizipationskonzepte.
Text: Stephanie Weiss
Bilder: Stephanie Weiss und demokratie-leben.de
Literaturhinweise
Gesemann, Frank & Milena Riede (Hrsg.) (2021): Potenziale der Gemeinwesenarbeit für lokale Demokratie. vhw Schriftenreihe, Band 21. Berlin.
Oehler, Patrick (2018). Demokratie und Soziale Arbeit. Entwicklungslinien und Konturen demokratischer Professionalität. Wiesbaden: Springer.
Röh, Dieter & Michaela Köttig (2019) (Hrsg.): Soziale Arbeit in der Demokratie – Demokratieförderung in der Sozialen Arbeit. Theoretische Analysen, gesellschaftliche Herausforderungen und Reflexionen zur Demokratieförderung und Partizipation. Opladen: Verlag Barbara Budrich.
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