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#MiSA Chat: Wie baut man einen stabilen Turm? Oder: Warum das Master-Studium in Sozialer Arbeit anders ist
Der ausgebildete Sozialarbeiter Silvio Imhof ist Präsident der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde Langnau im Emmental. In einem Kurzinterview lässt er uns an seinen Erfahrungen im Master-Studium teilhaben. Besonders spannend: Der Master hat seinen Blick erweitert und ihn beruflich selbstbewusster gemacht
Was hat Dich motiviert, den Master in Sozialer Arbeit anzufangen?
Ein erster Anstoss war schon ein möglicher Karriereschritt. Viel wichtiger waren für mich aber konkrete Fragen aus meinem herausfordernden Berufsalltag, für die ich neuen Input benötigte. Ich verspürte nach einigen Jahren im Beruf eine wachsende Entfernung von neueren wissenschaftlichen Erkenntnissen in der Sozialen Arbeit. Da war für mich das Master-Studium eine gute Gelegenheit, mich intensiv mit meinen Fragen auseinanderzusetzen. Das ist schon etwas anderes als eine viertel Stunde in einem Fachbuch nachzuschlagen.
Eine weitere grosse Motivation war, sich mit Mitstudierenden mit ganz anderer Lebens- und Berufserfahrung auszutauschen. Ihre unterschiedlichen Fragestellungen und Perspektiven ermöglichten mir eine ganz neue Auseinandersetzung mit meinen Fragen. Auch wenn ich natürlich immer im Austausch mit Berufskolleg*innen stehe, hat mir das Studium den Blick in dieser Hinsicht enorm erweitert.
Du konntest also als Person sehr stark vom Studium profitieren. Wie hat Dich der Master denn in Deinem Beruf unterstützt?
Geholfen hat mir vor allem die Breite des Master-Studiums. Mit einer Weiterbildung baue ich linear Wissen auf. Um das bildlich zu beschreiben: Auf meinen Wissensturm lege ich mit einer Weiterbildung ein paar Bausteine drauf. Das ist wichtig – unbedingt! Doch um den Turm wirklich hoch wachsen zu lassen, kann ich mir mit dem Master-Studium ein breites Fundament schaffen, die den Steinen in der Höhe Stabilität gibt. Da ist es sicher auch von Vorteil, dass das Studium von einer Kooperation angeboten wird. So konnten wir von noch mehr wissenschaftlichen Perspektiven profitieren
Dieses breite Fundament ist im Kindes- und Erwachsenenschutz ganz besonders wichtig, wo wir stark interdisziplinär arbeiten. Jeder Entscheid wird von Vertreter*innen verschiedener Berufsgruppen ausgehandelt. Dafür hat mir das Studium fachliche Selbstsicherheit gegeben. Ich kann jetzt gleichwertig klar und präzis wie Psycholog*innen oder Jurist*innen argumentieren. Das habe ich im Diplomstudium der Sozialen Arbeit (*Anmerkung der Redaktion: heute Bachelor in Sozialer Arbeit) nicht in der Tiefe lernen können.
Damit es eine gute Erfahrung wird: Was möchtest Du einem Studienanfänger mit auf den Weg geben?
Eine Studentin oder ein Student im Master sollte wirklich die Neugier mitbringen, sich auf Neues einzulassen: neue Erkenntnisse, neue Perspektiven, neue Herausforderungen. Es braucht Energie für die Auseinandersetzung mit diesem Neuen, aber man wird belohnt mit einem «Mehr». Das «Mehr» ist eine intensive Auseinandersetzung, ein Reflektieren meines Wissens und meiner Erfahrungen, aus dem ich eine eigenständige Perspektive entwickeln kann. Das inspiriert ungemein.
Wer ist Silvio Imhof?
Angefangen in der Sozialen Arbeit hat Silvio Imhof mit einem Praktikum. Während seines Studiums hatte er eigentlich noch vor, im sozialpädagogischen Bereich tätig zu werden. Nach dem Studium der Sozialen Arbeit und einer Weltreise stieg er aber auf dem polyvalenten Sozialdienst Lyss in den Beruf ein. Schnell war ihn klar: «Die Sozialarbeit wird meine berufliche Heimat bleiben.»
Seinen Einstieg in den Kindesschutz fand er in der Abklärungsstelle der Ambulanten Jugendhilfe der Stadt Bern. Als 2013 die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden (KESB) neu geschaffen wurden, ergriff er seine Chance: Er bewarb sich bei der KESB Langnau und wurde ein Behördenmitglied der ersten Stunde. Schon ein Jahr später wurde Silvio Imhof sogar Vize-Präsident der KESB. 2016 bis 2020 studierte er im Kooperations-Master der Sozialen Arbeit. Als frisch gebackener Absolvent wurde er gleich im Oktober desselben Jahres Präsident der KESB Emmental.